Abschied von Indonesien

Heute ist das Ende unserer Reise und somit neigt sich auch mein sehr langer Urlaub dem Ende zu. Die Yoga Ausbildung fühlt sich mittlerweile schon wieder so weit weg an. Gleichzeitig ist die Zeit der letzten 5 Wochen wie im Flug vergangen. Die ersten drei Wochen waren für mich geprägt vom Eintauchen in eine ganz andere Welt – kein Instagram, keine Nachrichten, kein Teams oder andere (Social) Media. Nur ich, meine Kolleginnen, Lehrer*innen und ganz viel Yoga. Geprägt durch die tägliche Routine der Ausbildung und gleichzeitig dennoch die ständige Abwechslung mit so vielen neuen Eindrücken.

Diese 3 Yoga-Wochen standen ganz im Zeichen der Balance und ich bin mir sicher, dass diese neuen Erkenntnisse und Erlebnisse nicht nur auf Yoga anwendbar sein werden.
🚀 Balance darüber, wie man sich selbst herausfordert, zu wachsen, ohne zu weit zu gehen oder Schaden zu verursachen.
🧘‍♀️ Balance zwischen dynamischen und kraftvollen Flow-Yoga und passiven und beruhigenden Einheiten.
👩‍🏫 Balance zwischen ständiger Selbstentwicklung und der Weitergabe dieses Wissens an andere.
🍃 Balance zwischen Durchpowern und Loslassen.
🙊 Balance zwischen etwas auszusprechen /anzusprechen und zu schweigen.

Die Yogalehrerausbildung ermöglichte es mir, etwas mehr hinter die Kulissen zu blicken und Wissen über die Geschichte, den Kontext und die Philosophie des Yoga aufzubauen (und das war nur ein ganz kleiner Einblick in dieses umfangreiche Thema).  Um diese alte Praxis besser zu verstehen und zu würdigen.  Und darauf aufbauend, um uns an diese moderne Welt anzupassen.

Die Reise mit Tom dann war super entspannt und dennoch abwechslungsreich, lehrreich und einfach super schön. Startend mit einer gemütlichen Erkundung von Uluwatu und Umgebung mit den unzähligen traumhaften Stränden auf dem Moped. Gefolgt von einem Ausflug in den Süden von Indonesien, wo wir die Komodo-Inseln vom Boot aus erkundet haben. Dann weiter nach Ubud, um ganz viel Yoga zu machen, in einem Kochkurs die Balinesische Küche kennen zu lernen und die Umgebung in den Reisfeldern am Moped zu erkunden. Und dann abschließend einige gemütliche Tage auf Gili Air (Lombok), wo wir auch unser Tauch Wissen theoretisch und praktisch wieder auffrischen konnten. Einfach super schön, mit außergewöhnlich netten Menschen und weit weg vom Alltag zuhause.

In diesem letzten Beitrag möchte ich auch noch zum Thema Kultur in Bali schreiben. Denn die Menschen hier sind einfach so außergewöhnlich nett, dass es eine Erwähnung verdient. Ich hatte als Frau nie das Gefühl anders behandelt zu werden als Tom. Das ist in ganz wenigen Ländern der Welt der Fall – das ist oft auch in Österreich nicht selbstverständlich. Die Rechnung wird zu der Person gebracht, die um die Rechnung im Restaurant gefragt hat – nicht automatisch zu Tom. Beim Check-in und Check-out im Hotel wird für alle Belange die Person adressiert, welche die Buchung vorgenommen hat – nicht automatisch Tom.

Es scheint ein tiefer Bestandteil der Gesellschaft und Kultur zu sein, dass man Offenheit und Akzeptanz seinem Gegenüber entgegen bringt und einander mit großem Respekt begegnet. Jeder kann machen was er/sie möchte, solange man damit niemanden etwas schlechtes tut.

Auch in sommerlicher Kleidung hatte ich nie das Gefühl, dass mich Blicke unangebracht treffen. Alle Menschen haben immer mit breitem Grinsen im Gesicht um das Wohlbefinden gefragt, ohne dass es aufgesetzt oder künstlich wirkt. Einfach offen, ehrlich und wertschätzend. Erfrischend und eine Angewohnheit, die ich mit nach Hause nehmen möchte.

Damit verabschiede ich mich fürs erste wieder & sage bis zum nächsten Mal wenn es heißt „Tom und Anna reisen“. Danke für eure treue Leserschaft 😊

Baby-face auf Unterwasser-Erkundungstour

Die letzten Tage haben wir sehr entspannt auf der sehr beschaulichen Insel Gili Air verbracht. Jeden Tag am Morgen sind wir mit den klapprigen Rädern die noch viel klapprigeren Wege zum Yoga Studio geradelt und anschließend zum Frühstück mit Meerblick im Hotel. Gut durchgeschüttelt haben wir frisches Obst und das Gericht der Wahl genossen.

Auf festen Wunsch von mir ging es heute zum Tauchen. Tom hat sich kurzerhand entschlossen dem ganzen nochmals eine Chance zu geben und wurde nicht enttäuscht. Nachdem unser Open Water Dive Kurs, den wir im Vietnam gemacht haben, bereits 8 Jahre zurück liegt, haben wir uns für einen Refresher entschieden.

Um 11:00 bekamen wir eine kleine Theorie Wiederholung am Strand, wonach des dann direkt mit voller Ausrüstung in den Pool ging. Taucherbrille von Wasser befreien, Luftschlauch von Wasser befreien, den Partner mit Luft versorgen und austarieren der Schwimmhöhe gehörten zum feucht fröhlichen „Trockentraining“. Es war die perfekte Möglichkeit sich wieder etwas mit der Art der Atmung und den Gerätschaften vertraut zu machen. Und am Ende dieser Einheit war es tatsächlich wie uns versichert wurde: es ist wie Fahrrad fahren, man verlernt es nicht.

Nach einer kurzen Mittagspause – in welcher ich gespannt die Erzählungen von Magdalena aus Bangladesch gelesen habe – ging es weiter. Diesmal raus ins offene Meer. Draußen angekommen legten wir unsere Ausrüstung an und ließen uns dann rückwärts vom Boot ins nicht ganz so kühle Nass platschen.

Die Unterwasserwelt ist nicht ganz so beeindruckend und farbenfroh wie wir sie beim Schnorcheln bei den Komodo-Inseln erlebt haben. Doch der Platz hier ist bekannt dafür, dass sich viele Schildkröten tummeln. Anscheinend mögen sie die Strömung hier sehr gern.

Wir wurden nicht enttäuscht, denn nach kurzem gleiten durch die Welt 6-12 Meter unter dem Meeresspiegel fanden wir eine seelig ruhig schlafende, riesige Schildkröte am Meeresgrund. Ruhig lag sie dort – mit einem Ausmaß von mindestens 1,5 Metern Länge war sie kaum zu übersehen, obwohl sie sich mit dem Meeresboden gut tarnte.

Es sollte nicht die letzte gewesenen sein, denn bald schwammen weitere große Schildkröten gefolgt von kleinerem Nachwuchs nahe an uns vorbei. Dafür, dass wir in ihren Lebensraum eindringen, gaben sie uns erstaunlich wenig Beachtung und setzen ihre Reise unbeeindruckt fort. Eine der kleinen war sogar so mutig, dass sie direkt auf unsere Tauch-Lehrerin zuschwamm und sie fast berührte, wäre sie nicht ausgewichen. 🐢

Auf unserer weiteren schwebenden Reise – welche begleitet von vielen Blubber-Blasen war – fanden wir wieder viele Nemos, ein paar Doris und weitere von ihren Fisch-Freunden in und um die Korallen.

Das Tauchen machte extrem viel Spaß und war ein super schönes Erlebnis. Ein perfekter Abschluss, bevor es morgen dann langsam in Richtung Heimat geht.

Ps: da die Masken im Gesicht beim Tauchen gut abdichten sollten, hat sich Tom seinen Bart heute früh rasiert. Daher der Titel „Baby-Face auf Unterwasser Erkundung“ 😅 (Übrigens: Wenn es nach Tom ginge würde der Titel lauten „who’s that baby next to me and where is my boyfriend“ 😅)

PPS: Wir hatten keine GoPro mit, daher sind die folgenden Fotos aus dem Internet kopiert. Die Bilder von uns würden aber fast ident aussehen.

Gili Air: in 90 Minuten um die Insel

Nach einer letzten Einheit Yoga im Yoga Barn von Ubud und einem ausgiebigen Frühstück ging es für uns ab zum Hafen. Die Insel ruft uns. Denn die letzten paar Urlaubstage wollen wir ganz entspannt am Strand verbringen.

Mit dem Schnellboot verlassen wir Bali und machen uns auf in Richtung Lombok. Kurz vor der Hauptinsel verlassen wir das Boot und betreten Gili Air. Sie ist eine der drei Gili Inseln und die Heimat von etwa 1.500 Menschen. Sofort stechen die mit Pferden bespannten Kutschen ins Auge, welche neben den Fahrrädern das Hauptverkehrsmittel der Insel sind. Denn es gibt hier keinen motorisierten Verkehr. Mit weniger als 2 km2 Fläche ist die Insel sehr überschaubar und in 90 Minuten Spaziergang am feinen, weißen Sandstrand vollkommen zu umrunden. Genau das haben wir heute auch gemacht. Die Einheimischen leben vor allem im inneren der Insel und kaum am Strand – doch hin und wieder zeugen Kühe als Nutztiere von der hier lebenden Bevölkerung auch in Strand-Nähe.

Willkommen geheißen wurden wir gestern Abend mit einem Stromausfall auf der ganzen Insel – so haben wir unser ausgesprochen gutes Essen bei einem (unfreiwilligen) Candle-Light-Dinner genossen. Grundsätzlich zeigt sich auf so engem Raum der Unterschied zwischen armer Bevölkerung und wohlhabenden Tourismus sehr stark. Obwohl alles hier für uns sehr günstig ist (ca 30% der österreichischen Preise) ist es noch immer bei weitem über dem Preisniveau von der durchschnittlichen, indonesischen Bevölkerung.

Insgesamt ist die Insel wunderschön – es braucht wenig Erklärung, daher halte ich mich kurz und widme mich wieder meinem Buch 😊

Nach dem Yoga ist vor dem Yoga

Zurück auf Bali starten wir unseren ersten Morgen mit einer Yoga Einheit für Tom, unterrichtet von Newly-Yogi Anna. 🤓

Als Ausgleich zum fragwürdigen Hostel in Lugan Bajo und den engen Verhältnissen am Boot hat Tom ein schönes, großes Zimmer gebucht. Wir haben uns kurzerhand 2 Matten aus dem Hotel-Gym geholt und im Zimmer eine Einheit gemacht. Damit wir noch reichzeitig zum Frühstück kommen, habe ich die Stunde auf 45 Minuten gekürzt. Ich glaube Tom hat es gut gefallen – zumindest sagt er so. 😂

Dann ging es mit meinem Lieblings-Taxler Aam zurück nach Ubud. Unseren ursprünglichen Plan nach Lombok zu fahren, haben wir über den Haufen geworfen, nachdem Reiseberichte einiger Personen die wir getroffen haben uns nicht so gut zugesagt haben. Strände oder Vulkan Wanderung für mehrere Tage sind gerade nicht unsere Präferenz. Daher also zurück nach Ubud.

Hier haben wir die letzten Tage super schön verbracht. Ein Besuch bei einem Tempel, welcher im 11. Jahrhundert erbaut wurde. Er besteht aus einem hinduistischen und einem buddhistischen Teil, mit vielem Meditationsplätzen.

Wir haben auch einen indonesischen Kochkurs (vegan) gemacht, wo wir uns am Morgen am traditionellen Markt eines kleinen Dorfs vor Ubud getroffen haben. Hier werden viele frischen Früchte, Gemüse und ganz viele Blüten für Opfergaben geboten. Wir probieren exotisches Obst und bekommen verschiedene Sorten sowie deren Verwendung geklärt. Anschließend düsen wir (mit dem Moped) ein paar weitere Kilometer stadtauswärts zur kleinen Farm, wo der Kochkurs stattfindet. Hier bekommen wir eine kleine Führung und wir ernten einen Teil des Gemüses, welches wir später verarbeiten. Nach einem kleinen Frühstück mit Tee und balinesischen Süßigkeiten aus Reis, geht’s dann auf zum Schneidebrett. Wir schnippseln, wir mörsern, wir hacken und wir mixen bis wir dann zur Kochstation weiterziehen. Wir bereiten 2 Vorspeisen, 3 Hauptspeisen und eine Nachspeise für uns zwei zu. Nach getaner Arbeit richten wir unsere Gerichte an und genieße dann das Ergebnis. Das Essen war extrem, extrem lecker und die ganze Erfahrung richtig toll.

Am Abend fahren wir zum Yoga-Mekka in Ubud – dem Yoga Barn. Hier genehmigen wir uns eine Yoga Stunde, nach welcher wir uns beide extrem gut fühlen. 😍

Den letzten Tag in Ubud verbringen wir sehr gemütlich. Ein Frühstück in der Stadt mit frischen Früchten, ein Besuch beim Spa für eine Massage und Maniküre (Dienstleistungen sind sehr günstig hier), einem Besuch beim Markt und einem gemütlichen Kaffee. Außerdem gönnen wir uns eine weitere Einheit Yin Yang Yoga, auf welche vor allem ich mich extrem gefreut haben. Denn diese Stunde verbindet genau die zwei Stile, welche ich in der Ausbildung hatte.

Insgesamt war die Zeit in Ubud sehr lehrreich aber auch entspannt. Eine kleine Pause vom Stand mit mehr Dschungel, Wald und Reisfelder tat sehr gut. Es fühlt sich entspannter und geerdeter an hier. Und ein bisschen wie Heimkommen für mich.

PS: was ich ganz vergessen habe ist, dass wir Silvia und Markus (Verwandtschaft von Tom), welche auf gerade auf Urlaub hier sind, für ein sehr leckeres Abendessen getroffen haben. Die Welt ist einfach klein 😊

Ubud und Umgebung:

Kochkurs mit Markt und Farm

Abendessen mit Markus und Silvia

Jurassic Park 2023: Tom, Anna und die Komodowarane 🦎

Der Wecker klingelt um 3:50 Uhr – in der Dunkelheit legen wir mit dem Beiboot ab und rattern Richtung Padar Island. Im dunkel der Nacht steigen wir die etwas über 800 Stufen bis zur vorletzten Aussichtsplattform auf. Trotz der Abwesenheit der Sonne versucht der Körper gegen die Hitze anzukämpfen – Schweiß ist ein ständiger Begleiter in den Tropen. An der vorletzte Plattform angekommen machen wir eine kleine Pause, betrachten die steinernen Berge der Insel vor uns, sowie die viele Boote die hier ruhig in der Bucht liegen. Da diese Touren nur am Wochenende stattfinden, verteilt sich der Besuch von Reisenden kaum.

Langsam startet die Dämmerung und wir steigen auf zum Gipfel, wo wir mit einem noch etwas besseren Ausblick belohnt werden. Noch sind nicht so viele Menschen hier unterwegs – das wird sich aber vermutlich bald ändern. Wir beobachten die Sonne, wie sie sich majestätisch vom Horizont über die vielen aus dem Meer ragenden Inseln erhebt. Wie ein lichterloh blodernder Feuerball taucht diese alles um sich herum in sanfte Rot und Orange Töne.

Während dem indonesischen Frühstück mit Reis und Eintopf hisst der Kapitän die Segel. Als erstes Boot bahnen wir uns den Weg zum Komodo Nationalpark. Hier warten bereits zwei Ranger auf uns, die uns durch das Revier führen. Der ältere Guide fragt ganz gemütlich das Schweizer Paar hinter uns woher sie denn kommen. Seine Reaktion war alles andere als erwartet: „Ah, Switzerland. A man from Switzerland was once killed here by a Komododragon. We only found one leg and a camera of him“. Nette Geschichte, um diese kleine Tour zu starten. 😂

Wie Tom aus seinen Vorbereitungen wusste, haben Komodowarane (die auch als letzte lebende Dinosaurier bezeichnet werden) so viele Bakterien in ihrem Mund, dass ein Tod durch Superinfektion nach einem Biss fast unvermeidbar ist. Auch wenn sie sehr behebig und langsam wirken, können sie bis zu 20 km/h laufen und sind uns somit überlegen. Der Fakt, dass sie Kannibalismus betreiben und Mütter ihre eigenen Kinder im Nest aufsuchen, um sie zu fressen sollten sie noch nicht das Weite gesucht haben, zeigt etwas vom (nicht vorhandenen) Charakter dieser uralten Tiere.

Bei der 2,5 km lange Tour durch den natürlichen Lebensraum der Tiere sind uns zwar viel Beute-Tiere über den Weg gelaufen (Rehe, Wildschweine, etc.), aber keine Komodowarane. Zurück beim Ausgangspunkt war ich nicht sicher, ob ich enttäuscht oder erleichtert sein sollte, dass wir keine dieser Tiere zu Gesicht bekommen hatten.

Plötzlich ruft uns der Guide zu ihm – zwischen den Hütten bei der Anlegestelle hat es sich ein Komodowaran gemütlich gemacht und liegt im Schatten eines Baumes. Mit seinem Stock zeichnet der Guide eine Linie in den Sand – hier her sollen wir uns setzen und ihm unser Handy geben. Ich packe meinen Mut zusammen und vertraue dem Guide er würde mich vor dem Schicksal des erwähnten Schweizer beschützen. Ein paar Augenblicke später haben wir schon ein Erinnerungsfoto in unseren Händen.

Wir hatten noch 10 Minuten, um uns durch die Souvenir-Angebote zu wühlen, als plötzlich noch ein weiterer Komodowaran und ein Baby (ca. 2 Jahre) auftauchen. Aus sicherer Entfernung beobachten wir auch diese zwei Exemplare. Am Weg zum Boot bei Abreise laufen wir nochmal einem Exemplar über den Weg – wir hatten uns schon von unserem Guide verabschiedet. Daher war ich froh, dass eine andere Gruppe mit dem Guide herbei geteilt kam, um das Geschöpf zu betrachten.

Den Nachmittag verbrachten wir wieder mit Schnorchel und Flossen ausgestattet bei der Erkundung der Unterwasserwelt. Diesmal bekamen wir eine riesige Meeresschildkröte und Rochen zu sehen. 🐢

Ahoi, Komodo!

In Lubang Bajo angekommen checken wir in unserem nicht besonders einladenden Zimmer im Hostel ein und machten uns dann gleich auf den Weg für einen kurzen Spaziergang durch die Stadt. In diesem Zimmer will man wirklich nicht länger als unbedingt notwendig verbringen. Da haben wir wieder einen Glücksgriff gemacht 😂

Beim Weg zum Abendessen fällt schon auf, dass wir nun einen Teil des echten Indonesien zu Gesicht bekommen. Die Welt abseits der schönen, heilen Welt des Tourismus von Bali. Alles ist etwas einfacher, älter und weniger modern. Es fällt auch auf, dass hier viel mehr Frauen Kopftücher tragen. Bali ist ja mit einer Mehrheit an Hinduismus-Gläubigen eine Ausnahme des mehrheitlich muslimischen Indonesiens. Kinder spielen auf der Straße, Frauen sitzen am Straßenrand und verkaufen Gemüse oder frischen Fisch, was in Schüsseln oder Tüchern am Boden aufgeboten wird. Das Leben spielt sich auf der Straße ab – in vielen Häusern befindet sich ein kleiner Shop, welcher Snacks und Getränke in Mini-Packungen verkauft.

Zurück in unserer Unterkunft angekommen steigen wir die steilen Stufen zum Zimmer hoch – vorbei an den Hühnern die am Zaun sitzen. Im Zimmer brummt der Ventilator vor sich hin. Immer wieder mal ertönt die Stimme des Muhezin lautstark durch die undichten Fenster im Raum, welcher zum Gebet aufruft. Es stinkt nach Abfluss. Zum ersten Mal auf dieser Reise wird mein Hüttenschlafsack ausgepackt. Wir lachen beide über die Situation in der wir uns in dieser Absteige befinden. Für eine Nacht reicht’s – muss man mit Humor nehmen. Das positive daran: es gibt einen ehrlich authentischen Einblick in die Lebensrealität vieler Menschen die hier leben.

Am nächsten Tag spazieren wir zum Frühstück nochmal durch die Straßen des morgendlichen Labuan Bajo. Viele kleine Geschäfte öffnen gerade ihre Türen. Wir hingegen packen unsere Sachen und machen uns auf zum Hafen für einen 3 tägigen (Segel-)Boot Ausflug.

Wir werden das Boot die nächsten Tage mit 9 weiteren Personen teilen. Die meisten davon sind aus verschiedenen westeuropäischen Ländern. Nachdem wir alle eingesammelt haben, schippern wir los. Der erste Stopp ist eine kleine Insel, wo wir den (nicht allzu hohen) Berg in brütender Mittagshitze der Tropen erklimmen. Der Ausblick macht die vielen vergossenen Schweißtropfen wett. Das Türkis des Meeres schimmert in den einfallenden Sonnenstrahlen in allen Farbnuancen. Das Grün der Inseln im Hintergrund leuchtet zum Teil kräftig – an anderen Stellen wirkt es sehr traurig, trocken grün. Die Natur wartet auf die Regenzeit.

Nach einem ausgezeichneten indonesischen Mittagessen am Boot gab’s eine kleine Siesta, denn mit vollem Magen soll man ja nicht baden. Kurze Zeit später platsche ich mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen ins kühle Nass. Ohne große Erwartungen bin ich vom ersten Moment an überwältigt von dem was ich sehe. Korallengärten bevölkert von vielen verschiedenen Lebewesen und Fischen soweit das Auge reicht. Die Korallen spielen alle Pastel-Farben, welche Heimat für die vielen Fischen, Krebse, Seesterne und anderen Lebewesen bieten.

Alle Farben die man sich nur vorstellen kann finden sich hier in Fischen wieder.  Man sieht in die Ferne über die Korallen und alles kritzert und funkelt vor lauter kleinen und großen Fischen. Von außen so unscheinbar und kaum taucht man ab, öffnet sich ein Tor zu einer anderen Welt. Ich dachte nicht, dass man solche Einblicke mit dem Schnorchel und ohne Flasche bekommen könnte! Alle Tauch- und Schnorchel Erfahrungen aus Vietnam, Mexiko, Belize, Costa Rica und Kolumbien wurden getoppt.

Den Sonnenuntergang begutachten wir vor der Insel der Fledermäuse. Pünktlich nach Einbruch der Dunkelheit erheben sich hundert Tausende Flughunde in die Luft und bevölkern den Himmel. Für sie startet jetzt der Tag und damit die Suche nach Naherung.

Für uns hingegen endet der Tag nach dem Abendessen, denn morgen gibt’s eine Wanderung zum Sonnenaufgang.

Labuan Bajo

Komodo Insel Segeltour – Tag 1

Die ganze Affenbande brüllt: „Wer hat die Sonnenbrillen geklaut?“

Die ersten paar Tage nach Tom’s Ankunft haben wir ganz entspannt in Uluwatu verbracht. Wir haben ein Moped gemietet und sind damit ein bisschen herum gedüst. Unter anderem auch zum Uluwatu Tempel, wo ganz viele freche Äffchen unterwegs sind.

Gerade als wir den Sonnenuntergang und die Aussicht auf die weiten des wunderschön blauen Ozean bewundern schleicht sich einer der kleinen Diebe unbemerkt und leise an. Im nächsten Augenblick spüre ich ein kratzen bei meiner Augenbraue und schon ist meine Brille weg. Da hat sich dieses freche Äffchen eindach male Sonnenbrille gestohlen! Seelig und mit provokanten Blick sitzt der Dieb auf einer Säule, kaut genüsslich auf den Trägern der Brille. Ein paar Augenblicke später ist ein Wächter da, fragt ob das meine Brille ist. Ich bejahte und schon schmeißt er dem kriminellen Äffchen eine Frucht zu und lässt meine Brille im Gegenzug fallen. Nun hab ich eine etwas angekaute Brille – aber somit ein Unikat. Kann nicht jeder behaupten eine angeknabberte Affen-Brille zu besitzen.

Im laufe des Abends haben wir noch einige Raubüberfalle beobachtet – unter anderem auch ein Handy, welches in Windeseile direkt aus der Hand geschnappt wurde. Dank vollem Einsatz der guides wurde es fallen gelassen und gott sei dank landete es am weichen Erd-Boden. Diese Äffchen sind wirklich nicht zu unterschätzen.

Heuriger auf Balinesisch

Nach meinem Besucht beim Immigration office in Denpasar am Mittwoch, habe ich gestern endlich meinen Pass mit dem verlängerten Visum wieder zurück bekommen. Kurzerhand haben wir einen Flug nach Flores gebucht. Bevor wir uns gestern auf den Weg zum Flughafen gemacht haben, habe ich mir noch 90 Minuten Power Yoga mit einem unserer Lehrer aus der Ausbildung genehmigt. Dann gingen wir nochmal typisch balinesisch essen – in einem Warung kann man sich in der Vitrine seine eigenen Leckereien zusammen stellen. Es war unglaublich lecker.

So entspannt war der Moment
Der Dieb mit meiner Sonnenbrille
Jemand anderer hat seine Brille nicht zurück bekommen
Fertig verarbeitet von kriminellen Äffchen liegen überall Brillen herum
Warung – Heuriger auf Bali
So viel leckere vegane Auswahl

Doppelpack: nun werden 2 Kokosnüsse bestellt 🥥

Nach der Yoga-Ausbildung bin ich noch eine Nacht in Ubud geblieben und hab dir Stadt etwas entdeckt. Dabei hab ich eine Yoga Einheit im Yoga-Mekka – the Yoga Barn – genommen. Die Stunde war richtig gut und ich hab 3 neue Posen gelernt. Aber auch extrem gut besucht, meinem Geschmack nach etwas zu gut besucht 😅

Nach einem Besuch im Sacred Monkey Forest in Ubud, wo ich neben vielen friedlichen Affen auch sehr freche Äffchen die gern Diebstahl an Handys und Sonnenbrillen begehen beobachtet habe, machte ich mich auf den Weg nach Uluwatu. Denn am Abend sollte Tom auf Bali landen uns bis ich meinen Pass wieder zurück habe, wollen wir hier unsere Zeit verbringen. Der Pass liegt nämlich zur Verlängerung des Visums seit mehr als einer Woche beim Immigration office.

Zusammen erkunden wir nun als diese kleine Halbinsel auf unserem fahrbaren Untersatz. Wie alle hier sind wir nun auch auf einem Moped unterwegs und sausen von Strand zu Strand. Wir klettern die steilen Stufen runter zum Meer, wo wir uns jeweils eine kühle frische Kokosnuss gönnen. Somit lautet meine Bestellung jetzt nicht mehr „eine Kokosnuss bitte“ sondern eher „zwei frische Kokosnüsse bitte“. 🌴🥥

Heute früh hab ich einen Ausflug auf die Einwanderungsbehörde gemacht, um Fingerabdrücke und Fotos zu machen. Hoffentlich bekomme ich dann meinen Pass bald wieder zurück, um dann bald weiter reisen zu können. 🛵

Das nächste Abenteuer wartet schon auf uns – bis daher mal ein paar Fotos von unserer gemütlichen Zeit am paradiesischen Strand von Bali.

Hier noch ein paar Fotos aus Ubud:

Und hier noch ein paar Eindrücke aus der sehr gemütlichen Zeit in Uluwatu

Alles hat ein Ende: Abschlusszeremonie

Am Samstag waren nach 4 Stunden Yoga dann alle Prüfungen abgeschlossen. Drei davon als „Schülerin“ und eine davon als „Lehrerin“. Durchaus anstrengend, aber so schön zu sehen wir schon jetzt jede ihren eigenen Stil gefunden hat und die Stunden so unterschiedlich verlaufen sind.

Wie bereits berichtet hat das unterrichten mindestens genauso viel Spaß gemacht wie das teilnehmen. Aber es ist schließlich noch kein Guru um Himmel gefallen, daher senkt eure Erwartungen, meine Lieben. Mit der Ausbildung wurde der Samen gelegt. Ihr seid meine Versuchskaninchen, an denen weiter geübt wird. 🙂

Am Nachmittag fand dann die Abschlusszeremonie statt. Alle in weiß mit ganz vielen Blumen. Der Shala – in dem wir täglich mindestens 10 Stunden verbracht haben – roch nach frischen Blumen. Ein leichtes Lüftchen zog durch die offenen Wände. Das Wasser im Hintergrund rauschen. Das rascheln der Blätter. Und ganz viele Zirpen, Vögel und andere Tiergeräusche.

Nach einer kurzen Reflexionsrunde kam ein kleines Tänzchen. Das klingt jetzt sehr komisch, aber es war super lustig. In der „Szene“ auch als „Ecstatic dance“ bekannt. Wir haben beim Yoga viel Musik gehört. Das war jetzt der Platz einfach mal keine spezifischen Bewegungen zur Musik zu machen – alles abzuschütteln und dabei in fröhliche und erleichterte Gesichter zu schauen. Gesichter die ich in den letzten 3 Wochen so gut kennen gelernt habe. Die mir so nahe geworden sind.

Dann folgte die Zertifikatsverleihung durch unsere zwei Trainer*innen Alex und Hayden. Jeder hatte die Aufgabe den längeren Weg des Kreises zu wählen und nach vorne zu tanzen. Neben dem Zertifikat haben wir auch eine Blumenkette überreicht bekommen. 🏵️

Den Abend haben wir bei einem schönen und ausgiebigen Abendessen in der Stadt Ubud ausklingen lassen.

Abschlusszeremonie
Zeugnis abholen & weg tanzen 💃
Happy Anna in Dancers Pose
So viele liebe Menschen ❤️
Roomies at yoga ❤️
Roomies at night ❤️

Abschlussprüfung: 60 Minuten Unterricht

Nach der schriftlichen Abschlussprüfung gestern hatte ich soeben die praktische Abschlussprüfung. Ich haben eine kleine Gruppe für 60 Minuten unterrichtet.d

Die Vorbereitungen waren ziemlich umfangreich – wie für alles das man zum ersten Mal macht: Vorbereitung und Überlegung einer Sequenz an Posen, welche auf die Peak Pose vorbereiten. Eine Mini-Meditation zum Start. Eine Runde aufwärmen von allen Körperteilen die beansprucht werden – den Puls erhöhen. Verletzungsrisiko vermindern. Dann ein Vinyasa-Flow im Stehen mit 18 Posen. Dann eine Yin-Yoga Sequenz mit 5 tiefen Dehnungen. Und eine Einführung in Savasana sowie der Abschluss der Einheit.

Zuerst das Zusammenstellen des Ablaufs. Dann seitenlang die Niederschrift aller wichtigen Hinweise. Welche Hilfsmittel wo angeboten werden sollen. Welche „Assists“ wo angeboten werden und wo nicht. Das genaue Timing der Posen und Konter-Posen. Welche Körperteile die Posen behalten sollten.

Die Unterrichtseinheit hat extrem viel Spaß gemacht. Das Feedback von meinen Kolleginnen und unseren Trainern Hayden und Alex war auch super gut, was mich extrem gefreut hat. 😍🤩

Ich freu mich also über alle Versuchskaninchen, die mal eine Yoga-Klasse bei mir besuchen wollen. 😊

Persönliches Ziel vom Kopfstand erreicht 🎉
Am Lehrerinnen Platz ❤️

Yoga mal anders: Up in the air

Über die letzten zwei Wochen hinweg hatten wir 4 verschiedene Lehrer*innen, alle mit ihrem eigenen Stil. Es tut gut ein bisschen Abwechslung rein zu bringen.

Während Alex eher durch schnellere Sequenzen sehr dynamische Flows unterrichtet welche den Puls hoch treiben, sind die Stunden von Hayden eher auf tiefe Dehnungen ausgelegt. Menik war extrem kraftvoll für Muskelaufbau und Ralph unterrichtet normal Power Yoga Ashtanga Stil. Das heißt diese beiden Unterrichtenden waren durchaus fordernd für Kraft und stark auf die richtige Haltung und Ausrichtung ausgelegt. Aber das Gefühl danach ist einfach richtig gut – aufgewärmt lässt es sich auch nochmal viel leichter dehnen.

Heute wurde mir zum ersten Mal klar wie viel mein Körper sich durch die täglichen Einheiten verändert hat. Die Dehnungen gingen so viel tiefer und im Stretch im Sitzen nach vorne konnte ich meinen Kopf am Bein ablegen. Auch die Kondition und Kraft hat sich aufgebaut und ich merke, dass mir Posen nicht mehr so viel Energie abverlangen wie vorher.

Diese Woche hatten wir auch zwei Stunden AkroYoga mit Hayden und Menik. Es hat mir so extrem viel Spaß gemacht! Sowohl selbst auf den Beinen anderer zu fliegen, als auch andere schweben zu lassen. Die Anspannung war zwar groß, weil natürlich auch ein bisschen Respekt mitschwingt und dementsprechend war auch der Muskelkater am nächsten Tag vorhanden. Aber es war wirklich richtig cool und schön zu sehen wie viel man mit der richtigen Technik schaffen kann.

Während der Übungen haben wir keine Fotos von uns gemacht, daher teile ich ein paar Fotos der Posen, wie sie von unseren Lehrern vorgezeigt wurden und wir zum Großteil auch selbst nachgestellt haben.

Gestapelte Liegestütze von Marina und mir
Thron Pose
Fliegende Liege
Disclaimer: Diese Pose haben wir nicht gemacht, wollte ich aber nicht vorenthalten

Alles kann, nichts muss

Manchmal kann Yoga auch etwas esoterisch oder sehr stark spirituell sein. Vor allem der spirituelle Teil ist seit Anbeginn in der Geschichte und Entwicklung dieser Praxis vorhanden und ist daher ein fester Bestandteil. Wie man diesen Teil persönlich für sich selbst auslegt und auslebt bleibt natürlich jeder Person selbst überlassen. Im Zuge des Trainings werden wir mit vielen verschiedenen Sichtweisen konfrontiert – und das ist auch gut so. Unter dem Motto „Alles kann, nichts muss“ höre ich mir alle Inputs aufmerksam an, um diesen Sichtweisen auch Respekt entgegen zu bringen. Doch nicht alles davon muss auch in meine Meinung bzw. Überzeugung über gehen.

Wie ihr mich kennt neige ich eher so Zahlen, Fakten, Daten – Logik und die schlüssige Argumentation bzw. Nachvollziehbarkeit sind mir persönlich sehr wichtig. Doch nur, weil ich mit manchen Dingen eher wenig anfangen kann, heißt das nicht, dass es schlecht ist. Denn die Praktiken helfen manchen Menschen sehr viel. Und das ist auch gut so. Jeder Mensch ist anders. (außerdem ist auch der Placebo Effekt wissenschaftlich nachgewiesen 🙂 )

Hier ein paar Beispiele:

Sound Healing – also die Heilung durch Klang. Der Hintergrund ist, dass jeder Mensch als Atomen besteht und wir daher von Natur aus eine ganz bestimmte “Schwingung” mitbringen. Diese Schwingung geht in Resonanz mit Klang. Klang wird hierbei als mächtiges Tool verstanden, um die gesunde und natürliche Harmonie in einem erkrankten Körperteil wiederherzustellen und die Selbstheilungskräfte und Regenerationsfähigkeit des Körpers zu aktivieren. Wir hatten eine Sound Healing Einheit. Zum Beginn wurde unsere Energie mit Räucherstäbchen gereinigt. Dann folgten 50 Minuten Klänge. Ich persönlich bezweifle, dass eventuell erkrankte Körperteile dabei gesünder werden. Wenn man sich offen darauf einlässt, dann wird man aber zweifelsfrei durch die Musik in einen meditativen Zustand versetzt, der es erlaubt Spannungen abzubauen und somit vielen Menschen helfen kann.

Sound Healing Session

Ayurveda Einführung: in Philosophie haben wir uns 1,5 Stunden lang auch dem Thema Ayurveda gewidmet. Es ist eine traditionelle indische Heilkunst und hat sich über Jahrtausende parallel und zum Teil auch in Verbindung mit Yoga entwickelt. Der Schwerpunkt und das Ziel ayurvedischer Behandlungen ist es, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und den Körper wieder in Balance zu bringen. Wir haben uns vor allem den Doshas gewidmet. Die Doshas sind Vata (Luft), Pitta (Feuer) und Kapha (Wasser/Erde). Jeder Mensch wird dieser Lehre nach mit einer eigenen Konstitution (Prakriti;Mischung der drei Doshas) geboren. Bei Krankheit geht man davon aus, dass dieser Ursprungszustand aus dem Gleichgewicht gerät und dieser wieder hergestellt werden muss. Mein Dosha ist diesem Kurz-Test nach Pitta mit sehr viel Kapha und eher wenig Vata.

Ayurveda Dosha Test

Voice Activation: zwei Indonesier haben uns besucht und einen Workshop mit uns gehalten. In diesen 2 Stunden war das Ziel unsere authentische Stimme zu finden, denn mit dieser kann man sich nicht nur klar artikulieren. Durch die Vibrationen der Stimmbänder in der Stimm-Meditation sollten demnach auch die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert werden. Der Teil der am stärksten beim Chanting im Körper vibriert, der ist eventuell erkrankt. Durch die Vibrationen sollten die Zellen in diesem betroffenen Teil aktiviert werden. Unabhängig davon, dass ich persönlich diesem Heilungsprozess wenig Wirkung zuschreiben kann, war der Workshop sehr cool. Die Übungen haben viel Spaß gemacht, uns aus der Komfort Zone gelockt und uns neue Einblicke in die Traditionen und Lebensweisen der sehr ländlichen Gegenden in Indonesien gegeben. Denn diese Maung Meditation hat zum Ziel die Menschen mit der Natur zu verbinden und eine Kraft aufzubauen. Als Reisbauern sind sie von der Natur abhängig und wollen nicht mehr nehmen als die Natur verträgt. Die Laute die wir geübt haben sind nicht nur heilend und meditativ, sondern verbinden auch das Volk (max. 200 Familien) und erlauben die Kommunikation über mehrere Kilometer am Reisfeld hinweg.

Meditation durch Stimme

Nächste Woche folgt dann eine fundierte Einführung in traditionelle chinesische Medizin. Ich freue mich schon sehr darauf, denn ich hatte in Hong Kong immer wieder durchaus positive Berührungspunkte damit.

Wichtig ist es mir zum Schluss noch abzugrenzen, dass wir auch über Ethik des modernen Yoga in Philosophie gesprochen haben. Die moderne Auslegung von Yoga liegt stark auf der physischen Bewegung, welche nur einen kleinen Bruchteil des ursprünglichen Yoga ausmacht. Hier ist der Aspekt cultural appropriation wichtig. Auf Deutsch heißt dieser Begriff ‚kulturelle Aneignung‘ und beschreibt die Aneignung von Kulturen, Traditionen oder Praktiken ohne Verständnis von oder Würdigung der betroffenen Kultur; dies wird von der betroffenen Kultur als respektlos aufgefasst. Um Yoga respektvoll auszuüben, sollten das Fundament von Yoga (Yama und Nyama) gelebt und in der Praxis mitbetrachtet werden. Dieser Verhaltenskodex beinhaltet unter anderem die Grundsätze der Gewaltfreiheit, Ehrlichkeit, Verbot von Diebstahl und Freiheit von Neid. Wenn diese Gebote nicht gelebt und vermittelt werden, dann sollten die Yoga-Bewegungen nicht als Yoga sondern als Sport betitelt werden.

Halbzeit: ein YTT Zwischen-Resümee

Gestern war genau Halbzeit der Ausbildung hier und ich möchte euch etwas Teil haben lassen an allem. Die Zeit bisher war anstrengend aber auch extrem schön und bereichernd.

Die Ausbildung ist ziemlich vielfältig und die Lehrenden nicht nur sehr kompetent sondern auch menschlich extrem nett und offen. Hayden unterrichtet uns in Yin Yoga, kommt aus Neuseeland und hat eigentlich Biologie studiert. Seit 10 Jahren lebt er auf Bali und unterrichtet hauptberuflich Yoga. Alex unterrichtet uns in Vinyasa Yoga, kommt aus Kanada und ist eigentlich Volksschul-Lehrerin. Ihre didaktischen Fähigkeiten wendet sie auch bei uns an, denn sie lockt uns immer wieder aus der Komfort Zone heraus ohne uns zu überfordern. Sowohl physisch als auch psychisch. In den Check-In Sessions zum Beginn der Stunden mit ihr herrscht eine sehr offene und extrem ehrliche Stimmung, wo wir uns alle nochmals näher kommen. Mit Alex und Hayden verbringen wir die meiste Zeit, wo wir auch immer mehr von den Grundlagen in Richtung Teaching wandern. Gemeinsam wechseln wir uns ab und unterrichten uns in kurzen Sequenzen.

Menik ist hauptberuflich Ärztin hier auf Bali und ist auch ursprünglich aus Indonesien. Sie gibt dem ganzen sehr viel wissenschaftlichen Hintergrund, denn sie ist auch Yoga Lehrerin und bringt naturwissenschaftliches Wissen ein. Nicht nur Anatomie, sondern auch Hinweise wie die Haltung aussehen soll, um nachhaltig und gesund Yoga zu praktizieren. Als Einheimische teilt sie auch Wissen rund um die Kultur hier in Bali. Jay ist unser Philosophie Lehrer, kommt aus Indonesien (Jakarta) und hat in Spanien und Italien Religionswissenschaften studiert. Den PhD dann in Indonesien gemacht und unterrichtet jetzt hauptberuflich Philosophie auf der Uni in Denpasar. Gemeinsam diskutieren wir tiefgründig die Hintergründe von Yoga und blicken sehr kritisch auf Entwicklungen. Er gibt uns Raum viele Fragen zu stellen und unsere Sichtweisen zu reflektiert.

Die anderen Yoga-Schülerinnen hier sind richtig toll. Es haben sich keine Gruppen gebildet und es gibt keine Person mit der ich nicht zurecht komme. Alle sind extrem nett und obwohl wir anhand der Fotos laut Mama vielleicht ähnlich aussehen, sind grundsätzlich alle sehr unterschiedlich. Vom Alter zwischen 19 und 53 Jahren alles dabei. Der Großteil aber zwischen 27 und 38 – ich bin also genau im Durchschnitt. Beruflich sind auch in ganz unterschiedlichen Feldern tätig. Von Baum-Pflanzerin über Kellnerin bis Anwältin. Lustigerweise nur Frauen (normal haben sie schon auch ein paar Männer dabei meinten die Lehrer*innen). Nationalität ist schon eher westlich geprägt, aber auch sehr divers von ganz Europa, USA, Australien, Russland und China.

Nun, wie sieht ein typischer Tag aus? Der Wecker von Marina klingelt um 5:30 Uhr, meiner um 6:00 Uhr und Ariana steht meist gegen 6:15 Uhr auf. Kurz Zähne putzen und Yoga Kleidung anziehen, einen Tee vom Hauptgebäude holen und schon geht es in die Shala. Die ersten Personen sitzen schon ruhig auf ihren Matten, trinken Tee oder genießen die Ruhe. Ich breite meinte Matte aus und setze mich hin, um ein bisschen in die Ferne des Waldes zu schauen. Man kann viele Insekten hören, vor allem die Eidechsen. Der Wind weht durch die Blätter und das Wasser das von den Reisfeldern abfließt plätschert monoton. Um 6:30 Uhr starten wir mit Pranayama (Atemübungen) oder Meditation for 30 Minuten. Um 7:00 Uhr beginnt dann für 1,5 Stunden die erste Yoga Einheit meistens mit einem dynamischen Vinyasa Flow mit guter Musik. Nach den ersten Sonnengrüßen steht schon der Schweiß im Gesicht und dann geht’s meistens weiter mit einem langen Mandala Flow inklusive einer Peak-Pose die wie gemeinsam üben. Um 8:30 Uhr gibt es dann Frühstück, welches schon beim Hauptgebäude auf uns wartet. Frisches Obst fertig aufgeschnitten (Wassermelone, Ananas, Papaya) sowie ein Haferflocken Gericht, Bananenbrot und frische Säfte stehen bereit. Dazu kann man ein Ei-Gericht des Tages oder Scrambled Tofu bestellen. Zweiteres esse ich fast täglich, weil es einfach richtig gut ist und die notwendigen Proteine liefert. Das Frühstück verläuft bis jeder fertig gegessen hat in Stille, wo niemand spricht.

Dann folgt eine Einheit (2 Stunden) Vinyasa Teaching, wo wir uns gegenseitig unterrichten üben. Anschließend folgt noch eine Einheit Anatomie (1,5 Stunden) bevor es Mittagessen gibt. Das Essen ist wie schon so oft erwähnt einfach richtig lecker. Wir quatschen etwas unter uns Mädels bevor es nach der Pause wieder weiter geht. Oft hupfe ich noch kurz in den Pool, um mich etwas abzukühlen.

Vom Pool sieht man die Reisbauern ihre Felder mit alten Diesel-Maschinen pflügen. Sie stehen entweder Knie-Tief im überschwemmten Feld oder stehen am hinten am ratternden Gerät. Viele haben eine Zigarette im Mund und tragen einen typischen, spitzen Hut.

Die nächsten 1,5 Stunden Philosophie stehen an. Der Tag schließt ab mit einer Einheit Yin Yoga Teaching (2h), wo wir uns gegenseitig unterrichten in Yin sowie einer Einheit Yin Yoga (1,5h) von Hayden unterrichtet.

Um 19:30 oder 20:00 verstauen wir unsere Matten, Polster und Blöcke in den Kästen und begeben uns nach oben. Dort wartet schon frisches, leckeres, vegetarisches Essen auf uns. Nach einer Tasse Tee und ein paar guten Gesprächen geht’s gegen 21:00 dann in unser Zimmer. Ariana, Marina und ist sind alle immer bis zum Schluss oben und wollen alle schnell ist Bett. Man kommt sich bei so einer Erfahrung schnell näher, wo kann es schon mal passieren, dass wir uns zu dritt in dem kleinen Bad fürs Bett fertig machen. Mit einer kleinen Meditation (entweder von Marina, Ariana oder meinem Handy) schlafen wir ein.

Tee holen vom Hauptgebäude um 6:15 Uhr
Ruhiger morgen im Shala
Etwas Üben
Reisbauern
Frühstück
Practice Teaching
Shala
Tägliches frisches und vegetarisches Essen

Ubud bei Tag und Nacht

Mittlerweile ist schon wieder das erste Drittel der Ausbildung vorbei und somit Zeit für den ersten freien Tag. Mir war gar nicht bewusst wie sehr ich diesen Tag doch brauche. Es war so viel Input jeglicher Art die letzte Woche – 15 neue Leute kennenlernen und 24 Stunden, 7 Tage mit denen am gleichen Platz verbringen. Posen üben, Anatomie Einführung, Gruppendiskussionen über philosophische Themen wie das Karma System als Software oder wie die Theorie von Atma (jedes Lebewesen hat eine Seele) bei Bevölkerungswachstum erklärbar ist.

Donnerstag Abend – am Tag vor unserem freien Tag – bin ich dann endlich mit Marina und Tess in die Stadt nach Ubud gefahren. Wir sind durch die Straßen geschleudert und haben ein bisschen die Geschäfte angeschaut. Endlich kam ein bisschen Reise-Feeling auf. Die Straßen sind voll mit Mopeds, die Autos hupen ständig, die Straßen sind belebt. Der Beton am Boden ist zum Teil aufgeplatzt und ausgetrunken Kokosnüsse liegen am Gehsteig. Geräusche jeglicher Art mischen sich und die Stadt lebt so richtig. Die Straßen sind gesäumt von Geschäften mit bunden Kleidern, weiten Hosen und kurzen Blüschen. Dazwischen immer wieder viele kleine Bars und große Restaurants, die gefüllt mit Touristen sind. Gegen 10:30 Uhr ging es dann auch wieder nach Hause und ab ins Bett – Marina und ich freuten uns beide auf eine längere Nacht.

Am Freitag hab ich dann endlich mal etwas länger geschlafen bis um ca 8.00 Uhr. Nach einem Kaffee sind wir um 9.00 Uhr nach Ubud gefahren, um den Campuhang Ridge Walk zu spazieren – dieser war nicht wirklich sehenswert. Aber ein paar Highlights konnten wir trotz der brütenden Hitze finden, unter anderen einen wunderschönen Garten mit Wasserlilien. Am Ende des Weges fanden wir außerdem ein sehr schönes Hotel vor, wo wir einen Kaffee getrunken haben. Eigentlich wollte ich mich den anderen in ein Resort im Wald fahren, aber ich habe es mir dann doch anders überlegt und bin dort geblieben. Ich habe einen Day Pass gekauft und hab den Nachmittag am infinity pool in meinem Buch gelesen und mir eine Massage gegönnt. Diese kleine Auszeit tat wirklich extrem gut.

Anschließend bin ich in die Stadt spaziert, hab ein paar touristische Highlights wie den Wassertempel besucht und bin durch den Markt geschlendert. Es war ein extrem schöner und guter Nachmittag. Nach einer frischen Kokosnuss zur Stärkung habe ich mir ein Grab-Taxi gerufen und bin nach Hause gefahren mit einem sehr netten Fahrer. Dieser war vermutlich ca 25 Jahre alt und hat sein Studium Softwareentwicklung abgeschlossen – leider gibt’s dafür in Bali offenbar keine Jobs, daher fährt er jetzt Taxi. Wir haben Nummern ausgetauscht – ich glaube ich werde mich von ihm dann in 2 Wochen nach Denpasar fahren lassen, um Tom abzuholen. 😊

Den Abend hab ich mit den anderen Yogi-Kolleginnen in einem kleinen Lokal in der Nähe verbracht. Das Essen dort war mittelmäßig – aber das Essen von unserer Unterkunft ist auch kaum zu toppen. Es war trotzdem unglaublich nett die anderen nochmal ein bisschen besser kennenzulernen.

So schön das Center hier ist, tut es auch extrem gut einfach mal raus zu kommen. Es war ein sehr schöner freier Tag und heute ging es direkt weiter mit Vinyasa, Anatomie, Philosophie und Yin Yoga.